7. Heimatpflegefest auf Schloss Prösels – Impressionen

Ein Fest für die Sinne

Am 21. Juni 2015 wurde das malerische Schloss am Fuße des Schlernmassives zum Schauplatz echter unverfälschter Volkskultur und bot den zahlreich erschienenen Besuchern einen wahren Genuss für alle Sinne. Farbenprächtige Trachten mit liebevoll drapierten Details, volksmusikalische Klänge und schwungvolle Tänze, Wissenswertes und Besinnliches, Lehrreiches und Köstliches, so präsentierte sich die Riege der Heimatpfleger – allen voran das Organisatorenkomitee bestehend aus dem Verband, der Arbeitsgemeinschaft Lebendige Tracht und dem Heimatpflegeverein Schlern-Kastelruth – der Öffentlichkeit.

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Schloss Prösels mit Völs im Hintergrund bot für das Heimatpflegefest einen würdigen Rahmen. Der Parcours der lebendigen Werkstätten führte die Besucher nicht nur in die Innenhöfe des historischen Gemäuers, sondern darüber hinaus von Raum zu Raum. Die ungezwungene Verknüpfung von Geselligem und Kulturellem war mitunter eine der Intentionen der Veranstalter.



Das Schloss öffnete dem Publikum seine Pforten um 9.30 Uhr; begleitet von den warmen Klängen der Burggräfler Alphornbläser erwarteten uns die Gastgeber bereits mit einem kühlen Glas regionalen Weißwein. Über den Anblick der zahlreichen unterschiedlichen Trachten und dem reichen Angebot an traditionellem Handwerk innerhalb der lebendigen Werkstätten gerieten wir schnell in fasziniertes Staunen und ließen uns von den jeweiligen Experten die Kniffe des Kunsthandwerks erklären. Völser Bauernkost lud überdies zu einer kulinarischen Auszeit ein, während „Die 6 Kraxn“, die „Schildbergmusig“ oder der „Kinderchor Völs am Schlern“ die passende musikalische Umrahmung boten. Vor der Kulisse des mit Efeu umrankten Gemäuers zeigten die Volkstanzgruppen Ulten und Fodom/Buchenstein abwechselnd ihr klangliches und farbenfrohes Schauspiel. Neben Hören, Sehen und schmackhaften Gaumenfreuden blieb in den lebensnahen Werkstätten auch der Tastsinn nicht unbedacht: Stoffe durften befühlt werden, in rohe Wolle gegriffen, Trachtenschuhe und Sarner standen zur Anprobe bereit und am Spinnrad konnte unter Anleitung gar Wolle gezwirbelt werden.

Im Zeichen von Tracht und Volkskultur

Die Burggräfler Alphornbläser stellten bereits vor dem Eingangstor einen direkten Bezug zur alpenländischen Kultur her und boten den zahlreichen Gästen ein dankbares Motiv für ihre fotografische Dokumentation.Das diesjährige Heimatpflegefest stand im Zeichen zweier Jubiläen. Zum einen feierte der Heimatpflegeverein Schlern-Kastelruth sein 55-jähriges Bestehen, zum anderen stieß die Arbeitsgemeinschaft Lebendige Tracht auf 35 Jahre Zusammenarbeit an. Dies zum Anlass stand die Tracht und das damit verbundene Handwerk im Zentrum der Veranstaltung. Wie Agnes Andergassen, die Vorsitzende der Arbeitsgemeinschaft, in ihrem Festvortrag ansprach, sei es im Interesse aller, auf die Wichtigkeit der Tracht als Teil unserer Volkskultur unermüdlich hinzuweisen. Sie sei nämlich – gebunden an die entsprechenden Kunstfertigkeiten – Spiegel der wirtschaftlichen und gesellschaftlichen Entwicklung unseres Landes. Folglich gehöre es zu den Hauptaufgaben der Arbeitsgemeinschaft, dies ins Bewusstsein vor allem der jungen Generation zu rücken, um dem sich anbahnenden Rückgang des Handwerks entgegenzuwirken und den Fortbestand der Tracht im Speziellen und der gewachsenen Volkskultur im Allgemeinen zu garantieren. Der Vortrag spiegelte am − im doppelten Sinne − leuchtenden Beispiel der Tracht die Eröffnungsworte des Landesobmannes Peter Ortner wider, der unermüdlich dafür sorgt, dass am Wert der Kulturlandschaft Südtirols nicht gekratzt wird. Auch Landesrat Philipp Achammer unterstrich dessen Bedeutung und wies auf die Wichtigkeit derartiger Veranstaltungen hin, die Grundsätze nicht plakatieren, sondern über das Eintauchen in neue Erfahrungswelten unschätzbare Sensibilisierungsarbeit leisten.

Sylvia Rottensteiner

Die ansonsten in dezentem Schwarz gehaltene Tracht der Volkstanzgruppe Ulten besticht vor allem durch ihre Schürzen mit rot leuchtenden Blumenmustern. Heute ist der Silbergürtel der Buchensteiner Frauentracht nur mehr ein schmuckes Detail; der metallene Blickfang verbirgt aber nach wie vor kunstvoll gearbeitetes Besteck für unterwegs. Nicht jeder Strohhalm eignet sich für die Fertigung von Hüten. Bei genauerem Hinsehen erschließt sich erst die geduldige Arbeit, die hinter der sommerlichen Kopfbedeckung steckt. Ein stolzer Preis für ein Trachtendetail in Klosterarbeit! Doch lauscht man den Erklärungen von Elfriede und Wilhelmina Piazzesi aus Klobenstein, so erscheint er ob der minutiösen Feinarbeit mit gestanzten und gewachsten Stoffblümchen, Drähten und Perlen  Trachtenschuhe werden traditionsgemäß handgefertigt. Mindestens einen vollen Arbeitstag braucht Andreas Augschöll aus Villnöss für ein Paar. Bis das weiche Leder in sorgsam angelegten Falten mit Holznägeln an der Sohle befestigt und verleimt ist, dauert s Wolle waschen, kämmen und spinnen: Nur mehr wenige beherrschen diese Kunst. Nicht verwunderlich also, dass ein entsprechender Trachtengurt ein wertvolles und kostspieliges Zubehör darstellt, so Georg Patzleiner, Federkielsticker aus Prags.